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Titeläquivalenz für die Höhere Berufsbildung (Professional Bachelor / Professional Master für HBB) – Stellungnahme von swissuniversities

Die Motion ‘Titeläquivalenz für die Höhere Berufsbildung ’, die durch NR Aebischer am 05.03.20 eingereicht wurde, fordert, die Abschlüsse der höheren Berufsbildung seien ‘aufzuwerten’ und eine ‘Titel- und Niveauäquivalenz’ mit anderen Titeln im In- und Ausland sei herzustellen. Es wird verlangt, dafür die Titel ‘Professional Bachelor’ und ‘Professional Master’ einzuführen. Frühere Vorstösse zu demselben Anliegen sind abgelehnt worden.

Äquivalenz

Es ist aus unserer Sicht unbestritten, dass die höhere Berufsbildung ein wichtiger Pfeiler im schweizerischen Bildungssystem ist und einen substanziellen Beitrag an das hohe Bildungs- und Qualifikationsniveau der schweizerischen Bevölkerung leistet. Das Anliegen, der höheren Berufsbildung insbesondere im internationalen Kontext zu der ihr gebührenden Sichtbarkeit und Akzeptanz zu verhelfen, ist deshalb verständlich.

Diese Motion wird dem jedoch genauso wenig gerecht wie die früheren Vorstösse zum gleichen Thema. Die Forderung, die HBB sei ‘aufzuwerten’ stösst offene Türen auf, ist es doch ein inhärentes Merkmal des schweizerischen Bildungssystems, dass die höhere Berufsbildung einerseits und die Hochschulbildung andererseits zusammen die Tertiärstufe bilden und folglich als gleichwertige Systeme betrachtet werden. Irreführend wäre es jedoch, dieser Äquivalenz durch die Entlehnung der akademischen Titel Ausdruck zu geben. swissuniversities steht deshalb dem Ansinnen kritisch-ablehnend gegenüber.

Bachelor-Master-System

Die Motion fordert die Einführung der Titel ‘Professional Bachelor’ und ‘Professional Master’ für die höhere Berufsbildung. Bei den Abschlussbezeichnungen Bachelor und Master handelt es sich um akademische Abschlüsse, die mit dem Bologna-System vor rund 20 Jahren in Europa und so auch an den Schweizer Hochschulen eingeführt wurden. Charakteristisch für das Bologna-System auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene ist die klare Zuordnung aller Bachelor- und Master-Abschlüsse sowie der Doktoratsabschlüsse zu einer festgelegten Qualifikationsstufe (first, second und third cycle) sowie der für die Bachelor- und Masterstufe definierte Studienumfang in Credits gemäss dem für den Hochschulbereich entwickelten ECTS-System. Die dreistufige Studienstruktur mit den entsprechenden Abschlüssen ist in der Schweiz gerade erst bestätigt worden durch die von der Schweizerischen Hochschulkonferenz SHK erlassene «Verordnung über die Koordination der Lehre an den Schweizer Hochschulen», die am 1. Januar 2020 in Kraft getreten ist. Die Verordnung regelt die Abschlüsse der Schweizer Hochschulen und listet alle vergebenen Bachelor- und Masterabschlüsse auf (Art 11-13).

Im europäischen Kontext treten in vergleichbaren Bildungssystemen Studiengänge, die zu einem Professional Bachelor führen, grundsätzlich an Hochschulen auf: So werden z.B. in den Niederlanden Bachelorprogramme an den FH angeboten, und auch in Dänemark handelt es sich beim Professional Bachelor Degree um einen akademischen Abschluss. Die in Deutschland vor kurzem eingeführte Verwendung des Bachelor Professional und Master Professional für höhere Berufsabschlüsse (Meister) ist also eine Ausnahme. Die Forderung darauf zu stützen, ist deshalb aus unserer Sicht nicht tragfähig.

Vermischung der Bereiche

Mit den geforderten Titelbezeichnungen, die aus dem Hochschulbereich stammen und dort etabliert sind, findet eine Vermischung der Bereiche statt. Damit wird nach unserer Einschätzung für die höhere Berufsbildung keine Klärung und bessere Verständlichkeit erreicht, sondern umgekehrt eher Verwirrung geschaffen. Durch den Zusatz ‘professional’ verschöbe sich die Wahrnehmung weg von der Qualifikationsstufe hin zum Kontext, in dem der Abschluss verliehen worden ist. Es drohte womöglich eher eine Abwertung der entsprechenden Abschlüsse als ‘mindere’ Bachelor resp. Master.

Profilierung

Statt dass Hochschulabschlüsse entlehnt und verfremdet werden, sollte vielmehr das duale Bildungssystem im Tertiärbereich weiter gestärkt werden, durch die Profilierung und Schärfung der Spezifitäten je der höheren Berufsbildung und der Hochschulbildung, insbesondere der Fachhochschulen, sowie durch die Durchlässigkeit zwischen den Systemen. Der vom Bundesrat eingeschlagene Weg mit der Zuordnung der Berufsbildungsabschlüsse in den Nationalen Qualifikationsrahmen für die Berufsbildung und den englischen Übersetzungen der Abschlüsse weist aus unserer Sicht in die richtige Richtung.

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